"In welchen willst du", frage ich Irma und gehe online. "Hm, die indonesischen Schwestern?", fragt meine Busenfreundin zurück. "Das Abenteuer der Menschlichkeit."
Klingt prima. Auch wenn ich noch nie von dem Film gehört habe. Ich suche. Nichts geht über einen Trailer. Aus Erfahrung gut. Nur gibt es keinen. "Die indonesischen was?" Fragend sehe ich Irma an.
"Das lese ich gerade. Ach so, der Roman ist noch gar nicht verfilmt." Sie zuckt mit den Schultern. "Lass uns einfach ins Kino gehen."
"Irma!" Ich rümpfe die Nase. "Das geht doch nicht, einfach so. Bilde dir deine Meinung!"
Irma schmollt. Sie will einfach nur Spaß haben. Kann das denn wahr sein? Das einzig Wahre ist, sich vorher zu informieren. Ich scrolle die Werbebanner entlang. Wo ist er nur, der Hier-werden-Sie-geholfen-Button? Wozu googeln, wenn die nicht einmal die aktuellen Trailer finden? Sogar OBI weiß besser Bescheid über das Wer-Wo-Was.
Irma zupft mich am Arm. "Zeig mir, wo die Lügen stehn, wer hat sie geschriehieben", singt sie. Erschreckt bleibt der Cursor hängen. Sessel, Sofa, Schrank. Entdecke die Möglichkeiten. "Da schau her, Mette, schöner wohnen statt Kinosessel. Die Goldkante an der Gardine wird zum Silberstreifen am Informationshorizont."
Möbel? Ich will Movies! Früher war alles einfacher. Da hatte der Werbeblock noch Aussagen. Tilli kannte das Spülmittel, das die Hände gleich mitpflegt, Klementine reparierte die Waschmaschine und die Zahnarztgattin wusste genau, welche Paste dafür sorgte, dass man auch am nächsten Tag noch kraftvoll zubeißen konnte. Das war's. Fünf Minuten und nie nach zwanzig Uhr. Heute? Vorsprung durch Technik. Fünf Mal die Stunde.
Endlich! Die Kinowebsite. Ich klicke die Tipps. Na also. Geht nicht? Gibt's nicht.
"Nichts ist unmöglich, liebe Irma. Wozu haben wir denn das Internet? Schnell, informativ, präzise. Da weiß man, was man hat."
"Alles online oder was? Mensch, Mette, wie viel Werbung steckt in dir? Seit wann nimmt die dich an die Hand und führt zur Glückseligkeit, Orientierung immer schön am Kabel entlang? Das war einmal. Irgendwann haben sie es dermaßen übertrieben mit dem Besten-Schönsten-Wahrsten-Weißesten. Die Verheißungen waren nicht mehr zu toppen."
Ich kratze mich am Kopf. Gewaschen mit dem Shampoo, das jedes einzelne Haar glücklicher macht.
"Aber die Werber reißen sich doch sechs Beine für uns aus. Nicht immer, aber immer öfter. Sie können alles, manchmal sogar Hochdeutsch. Sie machen den Weg frei, geben unserer Zukunft ein Zuhause. Und sie lieben Kino." Genau wie ich. Und nur mit Werbung weiß ich, was mich erwartet. Im Kino und im übrigen Leben auch.
Irma fährt den Computer herunter. "In Werbung Veritas? Ist die Botschaft ruiniert, wirbt sich's weiter ungeniert." Sie reicht mir den Mantel. "Wecke die Neugier in dir. Da weißt du, was du hast. Also, just do it. "
Ich schlüpfe in den ersten Ärmel und grinse. Diesmal liegt meine Busenfreundin falsch. Denn was wirklich zählt, ist klar. Everybody loves to entertain me. Solange ich zahle. Auf diesen Slogan kann ich bauen, mit oder ohne Trailer. And I'm loving it.