Das Auswärtige Amt (Stand: August 2011) warnt vor Gefahren für Homosexuelle in 54 Ländern. Das ergab eine „Kleine Anfrage“ der Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck (50), Claudia Roth (56) und Markus Tressel (34).
Zunächst heißt es dort, zwar dass es keine Sicherheitshinweise „explizit für homo-, bi- oder transsexuelle Reisende“ gebe – schließlich richteten sich die Reise- und Sicherheitshinweise an alle Reisenden. „Fallweise“ würden aber „spezifische Hinweise für bestimmte Gruppen“ in die allgemeinen Sicherheitshinweise aufgenommen.
Die Regierung hat die Anfrage der Grünen-Fraktion zum Anlass genommen, in allen deutschen Botschaften nach der Verfolgung von Homosexuellen im jeweiligen Land zu fragen. In 54 Fällen enthalten die Reisehinweise Warnungen an Schwule und Lesben.
Was haben Jamaika und der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Uganda, Tansania und Katar gemeinsam? Sie alle sind beliebte Reiseziele, sie alle profitieren vom Tourismus – und für alle müsste man eigentlich eine Reisewarnung aussprechen. Aus moralischen und rechtlichen Gründen.
Denn jeder der genannten Staaten ist ein Hort der Intoleranz und Homophobie. In diesen Ländern werden unschuldige Menschen auf das Übelste diskriminiert und bestraft, Einwohner genauso wie Touristen. Nur deshalb, weil sie Angehörige des gleichen Geschlechts lieben.
Insgesamt gibt es laut International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) weltweit 72 Länder und Territorien mit antihomosexuellen Gesetzen, das sind 37 Prozent von 197 bewerteten Staaten. In 13 Ländern Afrikas und Asiens droht Homosexuellen sogar die Todesstrafe, darunter im Iran, in Saudi-Arabien und Teilen Nigerias. Sie gilt auch in wichtigen Reiseländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar, wird dort aber laut ILGA aktuell nicht vollstreckt.
Kein Wunder, dass im gerade veröffentlichten Spartacus Gay Travel Index 2018 viele dieser Staaten am hintersten Ende rangieren. Der Index bewertet ebenfalls 197 Länder und Regionen, homofreundliche bekommen Pluspunkte, homofeindliche Minuspunkte...
Am Tabellenende stehen die Vereinigten Arabischen Emirate und der Jemen (Rang 192, elf Minuspunkte), der Iran und Saudi-Arabien (Rang 194, 14 Minuspunkte), Somalia (Rang 196, 15 Minuspunkte) sowie als Schlusslicht die Russische Teilrepublik Tschetschenien (Rang 197, 16 Minuspunkte). Hier war es 2017 zu staatlich organisierter Verfolgung und Morden an Schwulen gekommen.
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