Kino-Verleih und DVD-Vertrieb: Edition Salzgeber
Stabliste: | Darsteller: | |||||||||||||||||||
Buch Produzent Kamera Künstl. Ausstattung Ton-Stab | Fatina El-Tayeb, Angelina Maccarone Claudia Schröder Judith Kaufmann Zazie Knepper Reinhard Levin |
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Romanikkomödie afro-deutscher Lesben im rassistischen Umfeld
Als die weiße Techno-Barbie Katja ihre wohl nunmehr Ex vor die Tür setzt, ist Nabou noch längst nicht bereit, diesen Schicksalsschlag kampflos hinzunehmen. Besessen beobachtet sie das Leben und vor allem Treiben um Katjas Nachbarschaft, als sie unverhofft in eine Bewerbungsrunde für Katjas Nachbarin Kim rutscht und von nun an einen leichteren Zugang zu Katjas Seitenflügel gefunden hat - als Putzkraft. Obwohl sich Nabous Haushaltswissen in bescheidenen Grenzen hält, wie z.B. Kims Wäsche empfindlich erfahren muss, so ist die neue Freundin im Hause eine immer gerner gesehene Gästin. Die Wege der Romantik scheinen für alle beteiligten Frauen überraschenderweise von nun an neue Wege zu gehen. Und lästige weißzentrierte Mitmenschen gilt es nebenbei auch noch umzuerziehen, die zwar keineswegs rassistisch sein wollen, aber doch nichts anderes gelernt haben und herzlich wenig mitdenken...
Die Idee zu Alles wird gut kam der weißen Regisseurin Angelina Maccarone aus einem Rachegedanken zu ihrem zuvor gedrehten Film Mausi kommt raus. Damals konnte sie nicht durchsetzen, einen afro-deutschen Charakter in den Film zu integrieren. Drum sind in Alles wird gut nun alle vier wichtigsten Figuren afro-deutsch, während die weißen allesamt einen rassistischen oder anderweitigen Knacks weg haben. Die Seitenhiebe sind bitter und scheinen kein Ende zu finden - so wie das Leben in Deutschland eben. Im Gegensatz zu anti-rassistischen Filmen anderer westlicher Länder beschränken sich die aufgedeckten Unfeinheiten auf den Gebrauch des von den BenutzerInnen nicht einmal so richtig als beleidigendes Wort empfundene "Neger", sowie der Annahme weißer MitbürgerInnen, alle dunkelhäutigen Menschen seien automatisch sonnenhungrige, fremdsprachige AusländerInnen. Besonders afro-amerikanischen ZuschauerInnen wird es kalt die Wirbelsäule hinunterlaufen, mit welcher Deutlichkeit in Deutschland schwarzen Menschen in den alltäglichen Gedanken und Gesprächen das Heimatland nicht zugestanden wird - in den USA schleichen sich derartige Gesinnungen im allgemeinen versteckter an die Oberfläche.
Aber Alles wird gut hat mehr zu bieten als eine erfrischend afro-deutsch zentrierte Sichtweise und das ist vor allem ein überaus gelungener Humor. Die Geschichte an sich ist wie die der meisten anderen Romantikkomödien, egal welcher sexuellen Ausrichtung, recht beliebig, was der humorvolle Umgang mit den Tücken der Liebe und den rassistischen Mitmenschen wieder wett macht. Allenfalls der offensichtlich aus Marketing Gründen mit populären Songs (der letzten Saison) angehäufte Soundtrack der beliebten Wilde Herzen-Fernsehreihe wirkt etwas zu dick aufgetragen.
Das Potenzial des Festivalschlagers legt eine größere als eine bloße Fernsehauswertung nahe. Bereits jetzt von vielen als einer DER unterhaltsamsten Leckerbissen lesbisch(-schwuler) Filme der letzten Jahre von einem amerikanischen Publikum bewertet - welcher deutsche Film, geschweige denn Fernsehfilm, vermag sich dies ins Resümee zu schreiben? -, so sollte sich eine Kinoauswertung lohnen. Da es weder Naked Acts noch der auf deutschen Festivals phänomenal eingeschlagene The Watermelon Women über afro-amerikanische Frauen / Lesben es auf deutsche Leinwände geschafft haben, wird wohl im Produktionsland nur mit einer Fernsehausstrahlung zu rechnen sein. Immerhin haben sich fünf nordamerikanische Festivals zusammengetan und die Untertitelung ins Englische finanziert, im Ausland ist das Schicksal dieses Werkes demnach noch nicht besiegelt. Drum seien wir optimistisch und schließen uns dem Motto des Filmes an: Hakuna Matata.
Queerview
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Aktualisiert 30.08.2017