"Schlimme Engel" wird sofort von der Zensur verboten und erst 30 Jahre später neu aufgelegt. Jourdan, Adoptivsohn von Julien Green, hat hier zweifellos ein Ausnahmewerk geschaffen, das heutige Leser zu einer Zeitreise einlädt in eine vergangene Welt, deren Zauber unter einer leichten Patina nur umso schöner hervortritt.
Die unzertrennlichen Cousins Pierre und Gérard werden wegen ihrer überwältigenden Schönheit bewundert und beneidet. Immer wieder sind sie Versuchen ausgesetzt, diesen provozierenden Glanz zu zerstören, der so gar nicht in den Alltag der 50er Jahre passt. So kommt es, dass die beiden ganz allmählich die Gewalt, die sie von außen erfahren, in die Rituale ihres Zusammenseins übernehmen. Jourdan schildert diese "bittere Schönheit" in einem lyrischen Tonfall, irgendwo zwischen Genet und Colette, und macht so die Lektüre dieses Romans zu einem exquisiten Erlebnis.
Gérard bräunte langsamer als ich, aber nach acht Tagen hatte er mich eingeholt, und wir waren alle beide so goldbraun, dass Mädchen und Jungen uns nachschauten, wenn wir durch die Stadt gingen, obwohl auch sie diese Schönheit besaßen, die das gemächliche Leben unter freiem Himmel verleiht. Allmählich verstand ich diese Blicke alle. Sie waren zuerst erstaunt und vereinten uns dann, Gérard und mich, in stummer Bewunderung: Von da an lebten wir in ihren Träumen und gehörten nicht mehr uns selbst.
Schlimme Engel
Roman
Aus dem Französischen
von JJ Schlegel
Taschenbuch
192 Seiten
12,00 € (D)
ISBN: 978-3-939542-63-6